Musikstadt Leipzig - 1905-03-01 Carl Reinecke an Breitkopf & Härtel D-LEsta, 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, 0603 Kopierbuch B, 8. Februar-11. März 1905, Bl. 684 Leipzig 01.03.1905 gregorian 2416906 1905-03-01 AD 2416906 1905-03-01 AD Breitkopf & Härtel bitten Carl Reinecke um seine Einschätzung zur Echtheit von fünf Divertimenti, die W. A. Mozart zugeschrieben werden 1. März 1905 Sehr geehrter Herr Professor, Herr Professor E. Lewicki, der gemeinsam mit dem verstorbenen Hofkapellmeister Schmitt Mozarts Cmoll-Messe vervollständigt hat, beschäftigt sich mit ganz besonderer Vorliebe mit Mozartschen Werken und sucht insbesondere bisher unbekannte Kompositionen ans Tageslicht und zur Aufführung zu bringen. So sandte er uns schon vor längerer Zeit die angeblich von Mozart herrührenden 5 Divertimenti für 2 Klarinetten und Fagott, von denen er, gleich einigen anderen Herren, deren Urteile er beigebracht hat, glaubt, dass sie wirklich echt sind. Freilich mussten wir ihm damals die entgegengesetzte Meinung des Herrn Dr. Mandyczewski, Archivar der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, von diesen Kom- / positionen entgegen halten. Nach Ansicht des Herrn Dr. M. stammen diese Stücke aus der Zeit, in der man zahllose Mozart-Falsifikate veröffentlicht habe. Auch innere Gründe, wofür Herr M. Belege anbringt, sprechen gegen die Echtheit. Damit hat sich Herr Professor Lewicki aber doch noch nicht zufrieden gegeben. Er hat in einem alten Hofmeister-Katalog gefunden, dass die Stücke früher bereits in der dreistimmigen Fassung, also ohne Hörner, bei Simrock in Druck erschienen sind, während Herr Dr. Mandyzewski der Ansicht war, dass die früher vorgesehenen Hörner unbedingt zum Ganzen gehören und ~~und~~ die Stücke ohne Hörner nicht gut klingen. --Auf ausdrücklichen Wunsch des Herrn Lewicki-- senden wir --Ihnen-- die Vorlagen nebst Urteile. Vielleicht ist es Ihnen möglich, sich etwas näher damit zu befassen und uns zu sagen, ob es ratsam ist, die 5 Divertimenti als unbeglaubigt in Serie 24 der Mozart-Ausgabe aufzunehmen. Für eine gütige Auskunft darüber wären wir Ihnen besonders dankbar. In bekannter Hochachtung Breitkopf & Härtel 2 Seiten Schreibmaschine mayer 2024-09-19T09:30:09.457Z 2024-12-09T13:37:00.775Z

1905-03-01 Carl Reinecke an Breitkopf & Härtel

D-LEsta, 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, 0603 Kopierbuch B, 8. Februar-11. März 1905, Bl. 684

Sächsisches Staatsarchiv Leipzig

21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig

Breitkopf & Härtel in Leipzig

Leipzig

Reinecke, Carl

Deutsch

Breitkopf & Härtel bitten Carl Reinecke um seine Einschätzung zur Echtheit von fünf Divertimenti, die W. A. Mozart zugeschrieben werden

1. März 1905

Sehr geehrter Herr Professor,

Herr Professor E. Lewicki, der gemeinsam mit dem verstorbenen Hofkapellmeister Schmitt Mozarts Cmoll-Messe vervollständigt hat, beschäftigt sich mit ganz besonderer Vorliebe mit Mozartschen Werken und sucht insbesondere bisher unbekannte Kompositionen ans Tageslicht und zur Aufführung zu bringen. So sandte er uns schon vor längerer Zeit die angeblich von Mozart herrührenden 5 Divertimenti für 2 Klarinetten und Fagott, von denen er, gleich einigen anderen Herren, deren Urteile er beigebracht hat, glaubt, dass sie wirklich echt sind.
Freilich mussten wir ihm damals die entgegengesetzte Meinung des Herrn Dr. Mandyczewski, Archivar der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, von diesen Kom-
/
positionen entgegen halten. Nach Ansicht des Herrn Dr. M. stammen diese Stücke aus der Zeit, in der man zahllose Mozart-Falsifikate veröffentlicht habe. Auch innere Gründe, wofür Herr M. Belege anbringt, sprechen gegen die Echtheit. Damit hat sich Herr Professor Lewicki aber doch noch nicht zufrieden gegeben. Er hat in einem alten Hofmeister-Katalog gefunden, dass die Stücke früher bereits in der dreistimmigen Fassung, also ohne Hörner, bei Simrock in Druck erschienen sind, während Herr Dr. Mandyzewski der Ansicht war, dass die früher vorgesehenen Hörner unbedingt zum Ganzen gehören und ~~und~~ die Stücke ohne Hörner nicht gut klingen. Auf ausdrücklichen Wunsch des Herrn Lewicki senden wir Ihnen die Vorlagen nebst Urteile. Vielleicht ist es Ihnen möglich, sich etwas näher damit zu befassen und uns zu sagen, ob es ratsam ist, die 5 Divertimenti als unbeglaubigt in Serie 24 der Mozart-Ausgabe aufzunehmen.
Für eine gütige Auskunft darüber wären wir Ihnen besonders dankbar.

In bekannter Hochachtung
Breitkopf & Härtel

2 Seiten

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01.03.1905

Mozart, Wolfgang Amadeus: Divertimenti, Bassetthorn (2), Fagott, KV 439 b

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D-LEsta, 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, 0603 Kopierbuch B, 8. Februar-11. März 1905, Bl. 684

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