Carl Reinecke beurteilt ein Beethoven-Autograph als unecht und äußert sich zum Umgang
mit der Klavierbearbeitung von Mozarts Adagio KV 546
Transkript
[1. Mai 1906 Eingangsdatum]
Sehr geehrte Herren!
Das sogenannte Autograph von Beethoven’s Flöten-Sonate hat wohl nichts Ueberzeugendes
an sich. Mit der bekannten Handschrift von Beethoven hat diese Schrift ja nicht die
geringste Aehnlichkeit. Daß ich das Mozart’sche / Stück für richtig erkannt habe macht mir viel Freude. Allerdings wäre ja eine Vereinigung
des Adagios mit der Fuge wünschenswerth (ob lukrativ ist eine andere Frage), aber
meiner Ansicht \nach/ müßte es anders bearbeitet werden, denn so wie Herr Gardner
es gesandt hat / [17] ist es zwar notengetreu, aber Mozart würde niemals in solcher Weise für Clavier geschrieben
haben. Allerdings muß es pietätvoll geschehen.
In größter Hochachtung Ihr ergebener Carl Reinecke
