D-LEsta, 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, Nr. 2801, Bl. 30/31
- Titel
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- 1905-02-05 Carl Reinecke an Breitkopf & Härtel
- Signatur
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- D-LEsta, 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, Nr. 2801, Bl. 30/31
- Ort des Bestandes
- Bestand
- Absender
- Ort des Absenders
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- Leipzig
- Empfänger
- Ort des Empfängers
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- Leipzig
- Sprache
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- Deutsch
- Inhalt
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- Carl Reinecke diskutiert die Echtheit von 5 Bläser-Divertimenti, die Mozart zugeschrieben werden
- Transkript
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- Leipzig, 5. Februar 1905
Geehrte Herren!
Es ist nicht möglich über unbeglaubigte Compositionen von Mozart mehr als die persönliche Ansicht auszusprechen, selbst wenn sie so vieleBewEigenschaften der Mozart’schen Compositionstechnik aufweisen wie die vorliegenden 5 Divertimenti. Die Aufgabe für nur 3 Blas-Instrumente interessant und anmuthend zu schreiben ist eine überaus schwere, und muß man bewundernd zugestehen, daß sie in diesen Divertimenti vortrefflich gelöst ist. Die Phantasie kann ja bei derartigen Werken keinen hohen Flug nehmen, aber ge-
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rade bei Mozart ist es characteristisch, daß Form und Inhalt seiner Werke stets mit den gewählten oder gebotenen Mitteln in Einklang stehen, während er zugleich von diesen nie mehr verlangt als sie zu leisten im Stande sind. Andererseits konnte \er/ seinem Drange, liebenswürdige Erfindung und künstlerische Gestaltung zu bieten selbst bei den bescheidensten Aufgaben (Serenaden, Cassationen, Divertimenti etc) niemals widerstehen.
Liebenswürdige Erfindung und künstlerische Gestaltung findet sich auch in diesen Divertimenti in ziemlich reichem Maaße. Aber
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nicht die Thatsache allein läßt mich vermuthen, daß dieselben <x> echt sind, sondern auch der Umstand, daß nicht allein zahlreiche Wendungen als Mozartisch zu bezeichnen sind, sondern daß sich Motive vorfinden, welche auch in beglaubigten Werken des Meisters vorhanden sind. Ich gebe davon eine kleine Auslese, die ich um ein ansehnliches hätte vermehren können, wenn es mir nicht allzu zeitraubend gewesen wäre. Aber mehr noch als diese M[ozart]’schen Motive (die ja einem anderen Componisten als Reminiscenzen entschlüpft sein könnten) weisen jene
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schon oben erwähnten feinen Mozart’schen Wendungen auf die Urheberschaft dieses Musikers hin, obgleich die Töne untereinander nicht übereinstimmen. Auf dem mit 3 bezeichneten Blättchen habe ich desgleichen notirt.
Gehören diese Sache selbstverständlich nicht zu M[ozart]’s bedeutenderen Werken, so ist meiner Ansicht nach nicht zu leugnen daß unter seinen beglaubigten Werken manche von geringerem Werthe zu finden sein.
Hochachtungsvoll
Carl Reinecke
*der Band liegt zum Abholen bereit*
- Leipzig, 5. Februar 1905
- Umfang
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- 2 Blätter, 4 Seiten
- Bemerkung
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- Handschrift
- Auf den Blättern 33-35 liegen diverse handschriftliche Incipits von Werken Mozarts bei.
- Datum
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- 05.02.1905
- Personenreferenz
- Werkreferenz
- Schlagworte
- Bearbeiter
-
- mayer
- Bearbeitungsstatus
-
- fertig
- Statische URL
- https://musiclpz.dl.uni-leipzig.de/receive/MusicLpzLetter_letter_00000476
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