Carl Reinecke schlägt verschiedene Lieder für eine neue Sammlung mit Werken von Carl
Wilhelm vor
Transkript
Leipzig, 5. Dezember 1903
Sehr geehrte Herren!
Ich würde zu der folgenden Auswahl rathen: für hohe Stimme (speciell um des Textes willen für Tenor) No. 4, 15, 31, 32, 34, 35, 42 20, 30, 67 (nicht speciell für Tenor) |17 Platten| für mittlere Stimme No. 10, 17, 18, 23, 29, |13 Platten| für tiefe Stimme 9 (vom Componisten im Bassschlüssel notirt) 33, 39, 43, 44, 47, 50, 58, 60, 63, 66, 70, 71 (5 Verse!), 72 |30 Platten| / Die Auswahl ist nicht leicht zu treffen, denn die meisten Lieder wurden zu einer Zeit
geschrieben, da noch Abt, Kücken und Gumbert viel gesungen wurden, und in ähnlicher
Weise hat auch Wilhelm geschrieben weshalb ich auch Lieder deren Texte Robert Franz,
Brahms, Schumann u. A. ebenfalls componirt, nicht gewählt habe. Mit den Männerchören
verhält es sich ähnlich, sie sind fast insgesamt im sogenannten Liedertafelton geschrieben
und würde ich daher rathen nur die Vaterlandslieder nochmals herauszugeben. In diesen
zeigt sich meiner
[Bl. 92] Ansicht nach Wilhelm’s Begabung am erfreulichsten. Ich lege noch die 2händige Ausgabe des Marsches bei, den ich ein wenig spielbarer
gestaltet habe. Ueber die Grieg-Angelegenheit erlaube ich mir Ihnen nächstens zu schreiben.
Hochachtungsvoll ergeben Carl Reinecke
*Die Lieder für die heranwachsende Jugend kommen wohl garnicht in Betracht? Sie / ziemlich unbedeutend [!]. Die sämmtlichen Hefte Wilhelm’scher Compositionen lege ich
zum Abholen bereit. D. O.*
