Carl Reinecke kommentiert die Auswahl seiner Lieder für ein Konzert
Transkript
Leipzig, 6. Oktober 1909
Hochgeehrter Herr Geh[eim]Rath!
Die Concert-Direction hat mir eine große Freude bereitet, da dieselbe gelegentlich
des Concertes am 16t. December meiner so freundlich gedacht und mir zugleich inbetreff
der Auswahl der Gesänge eine Stimme eingeräumt hat. Die „Vesperhymne” einmal wieder
zu hören, wird mich sehr freuen, dagegen will es mir scheinen, als ob das Lied „Winter”
doch etwas zu (S. 278, Bl_199) trübe und unmittelbar nach der glänzenden Beethoven’schen Ouverture nicht so recht
am Platze ist, auch hat das Lied mit seinen acht Takten vier Verse. An dessen Stelle
möchte ich das Abendlied Op. 80 Nr. 3 vorschlagen[+], vorausgesetzt, daß Herr Dr. Schreck damit einverstanden ist. Ebenso möchte ich
diesem auch die Wahl zwischen den beiden Frühlingsliedern „Nun fangen die Weiden zu
blühen an” und „König Mai” (beide in Op 80) überlassen.
Mit aufrichtigem, herzlichem Danke Ihr hochachtungsvoll ergebener Carl Reinecke
