Carl Reinecke bittet um eine Entscheidung zu Probenangelegenheiten und berichtet vom
letzten Konzert
Transkript
Leipzig, 24. Februar 1894
Hochgeehrter Herr Doctor!
In Folge des inliegenden Briefes bin ich zu Herr Director Staegemann gegangen, der
mir dann erklärte, daß er uns Sonnabend den 10t. unbedingt zur Probe versprechen könne,
am Montag den 12t. aber jedenfalls Oper geben müsse. Nun frägt es sich, ob wir dem
Verein „Leipziger Presse” gefällig sein und die Vorprobe schon am Sonnabend Abend
halten sollen und können, oder ob wir den Dienstag Abend fest halten. Wenn keine Kammer- (S. 228, Bl_160) musik und kein Ball störend einwirkt, würde ich nicht gegen eine so frühe Probe sein,
da die „Neunte” festsitzt und ich von dem Cherubini’schen Gloria nöthigenfalls immer
noch eine Klavierprobe halten könnte. Jedenfalls bitte ich aber um Ihre Entscheidung
und wäre ich Ihnen für eine recht baldige doppelt dankbar, weil ich die Angelegenheit
schon einmal ganz vergessen hatte und bereits wieder um Antwort gemahnt bin. (S. 229, Bl_161) Zu meinem größten Bedauern erfuhr ich, daß Sie am Donnerstag (da ich Ihnen den Brief
von Herrn Saski geben wollte) wegen Unwohlseins nicht im Concerte waren. Hoffentlich
sind Sie heute wieder wohl auf! Das Concert ist sehr gut verlaufen. Frau Wittich erwies
sich als eine sehr begehrenswerthe Sängerin, Klengel hat prachtvoll gespielt und wir
im Orchester haben unsere Sache auch ganz gut gemacht.
Stets Ihr aufrichtig ergebener Carl Reinecke
|Vorprobe am IX. [...] Sonnabend zugestimmt. Sofern Herr C.M. keine Bedenken hat.| [Lampe-Vischer]
Umfang
3 Blätter, 3 Seiten
Bemerkung
Anbei ein Brief des Schriftführers des Vereins "Leipziger Presse" mit der Bitte, weder
Montag noch Dienstag eine Probe abzuhalten, da einige Gewandhausmusiker in einem Benefizkonzert
des Vereins mitwirken.
