D-LEsa 1.3.5.0130.6.1833 Nr. 822
- Titel
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- 1893-10-08 Carl Reinecke an Friedrich Ludwig Rudolf Stade
- Signatur
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- D-LEsa 1.3.5.0130.6.1833 Nr. 822
- Ort des Bestandes
- Bestand
- andere Nummerierung
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- Nr. 822 (S. 214, Bl_150)
- Absender
- Ort des Absenders
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- Leipzig
- Empfänger
- Ort des Empfängers
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- Leipzig
- Sprache
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- Deutsch
- Inhalt
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- Carl Reinecke kritisiert die falsche Benennung seines "Prologus solemnis" auf den Programmzetteln
- Transkript
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- Leipzig, 8. Oktober 1893
Geehrter Herr Doctor! |Stade|
Sehr unangenehm bin ich überrascht worden, als ich in den Programmen der Fest-Concerte mein ad hoc geschriebenes Werk als „Fest-Ouvertüre” bezeichnet sah, während ich ihm aus künstlerischen Gründen \dem Werke/ [!] den Namen „Prologus solemnis in Form einer Ouverture“[+] gegeben habe, eben weil es keine Fest-Ouverture ist. Schon im Juli habe ich der Concert-Direction diese Mittheilung gemacht und gebeten, daß die Ansprache, welche Fräulein Mancke zu halten hat, aus dem Grunde nicht auch Prolog genannt werden möge. Nun ist das Alles nicht
(S. 215, Bl_151)
geschehen! Ich meine, daß es in diesem wichtigen Falle doch wohl nöthig gewesen wäre, mir das Programm vor dem Druck[+] zu unterbreiten[+], wie das auch bisher geschehen. Zwar ich wurde ich gestern telephonisch nach der Opuszahl[+] gefragt, aber die würde ich sogar verschwiegen haben, wenn ich dem Werke auch schon eine solche gegeben hätte, weil mir diese Angabe der Opuszahlen, ebenso wie die Verdeutschung der Vornamen[+] und die Aufführung sämmtlicher Vornamen[+] durchaus unsympathisch ist. Desgleichen gehört meiner Ansicht nach nicht in ein Programm, die Welt kennt die Cmoll Symphonie von Beethoven als solche nicht nach ihrer Opuszahl, die ich selbst heute ~~nich~ noch nicht kenne, Spohr hat sich selbst nie anders als Louis Spohr unterschrieben und wir haben nicht das Recht ihn Ludwig zu nennen, wir kennen Franz Schubert nur als solchen, und Franz Peter|?| Schubert[+] macht auf einem Programm fast einen komischen Eindruck. Bei Bach, Händel, Haydn, Mozart, Liszt und bei sämmtlichen Opern giebt’s gar keine Opuszahlen und Consequenz ist daher garnicht herbei zu führen. Gerechtfertigt finde ich sie daher nur, wo Verwechslungen vorgebeugt werden muß oder wo man an die Bezeichnung gewöhnt ist, z. B. bei der Ouverture „Namensfeier” von Beethoven. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn diese Manier wieder aufgegeben würde. Und nach dieser Ausschweifung bitte ich, meinem Werke bei dem nächsten Inserat seinen richtigen Namen zu geben; bis zum 19 Oct[ober] wird es bei Breitkopf & Härtel unter diesem Namen erscheinen und es würde den Verlegern sehr unangenehm sein, wenn es nicht mit demselben Titel auf dem Programm genannt wäre.
Mit hochachtungsvollem Gruße
Ihr ergebener
Carl Reinecke
(S. 216, Bl_151v)
|Paul
Limmerstraße 3-4 [...]|
- Leipzig, 8. Oktober 1893
- Umfang
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- 2 Blätter, 3 Seiten
- Bemerkung
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- [+] rote Unterstreichungen von anderer Hand
- Datum
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- 08.10.1893
- Personenreferenz
- Aufführungsreferenz
- Werkreferenz
- Schlagworte
- Bearbeiter
-
- mayer
- Bearbeitungsstatus
-
- fertig
- Statische URL
- https://musiclpz.dl.uni-leipzig.de/receive/MusicLpzLetter_letter_00000297
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