Carl Reinecke bittet um Erlaubnis, im kommenden Jahr ein Werk von Jadassohn aufführen
zu dürfen
Transkript
Leipzig, 12 Januar 1893
Hochgeehrter Herr Doctor!
Obgleich ich weiß, daß es zudringlich ist, wenn ich trotz stattgehabter Beschlußfassung
noch einmal \auf/ Jadassohn zurückkomme, so kann ich es dennoch nicht unterlassen,
da mir das Resultat so überaus peinlich ist, daß ich es Herrn Dr. Jadassohn[+] kaum mitzutheilen wage ohne mindestens eine Zusage für nächstes Jahr daran knüpfen
zu dürfen. Wenn nun die Concert-Direction (S. 200, Bl_138) in laufender Saison unter keinen Umständen mehr eine Composition von Jadassohn in’s
Programm aufnehmen will, würde dieselbe dann nicht gütigst gestatten, daß ich ihm
für nächste Saison ein festes Versprechen gebe? Der 100st. Psalm für Chor und Orchester[+] ist ein schönes, ernstes Werk, vielleicht das beste was Jadassohn geschrieben
hat, könnten wir das nicht im nächsten Jahre[+] bringen? Jadassohn ist seit dem Tod seiner Frau ganz vergrämt, ja verbittert,
und ich wäre der Concert-Direction sehr dankbar, wenn Sie mir gestattete, ihm irgend
eine Zusicherung für nächste Saison zu geben. In Erwartung einer gütigen Antwort verbleibe
