Carl Reinecke bittet um Erlaubnis, für ein Konzert zwei statt nur einer Vorprobe halten
zu dürfen
Transkript
Leipzig, 22. Oktober 1890
Geehrter Herr Consul!
Hiedurch erlaube ich mir, an die geehrte Concert-Direction die ergebene Bitte zu richten,
daß es mir gestattet sein möge, zu dem Concerte am 6t. Nov[ember] zwei Vorproben halten
zu dürfen. Ich weiß, daß dies ein großer und seltener Vorzug ist, der bis dahin nur
einigen auswärtigen Componisten zu Theil geworden ist, aber ich gebe mich der Hoffnung
hin, daß Sie meine Bitte in diesem Falle gerechtfertigt finden werden, da es für mich
gar sehr angreifend sein würde, am Dienstag Abend meine, dem Orchester ganz fremd
gewordenen Sommertagsbilder einzustudiren, die Symphonie zu probiren und die Fantasie (S. 158, Bl_103v) mit Chor von Beethoven zu spielen und dann sofort am Mittwoch früh die Hauptprobe
zu halten, abgesehen davon, daß die drei Werke an sich nahezu 2 Stunden in Anspruch nehmen, so daß eine Probe, in der man Vieles wiederholen
muß, schließlich so lange dauern würde, daß nach und nach die Kräfte erlahmen und das Probiren nichts
mehr nützt. In der Hoffnung keine Fehlbitte gethan zu haben verbleibe
Ihr ganz ergebener Carl Reinecke
|natürlich mit größter Bereitwiligkeit zuzustimmen Limb[urger]|
