D-LEsa 1.3.5.0130.6.1833 Nr. 770
- Titel
-
- 1890-11-27 Carl Reinecke an Paul Bernhard Limburger
- Signatur
-
- D-LEsa 1.3.5.0130.6.1833 Nr. 770
- Ort des Bestandes
- Bestand
- andere Nummerierung
-
- Nr. 770 (S. 139, Bl_089)
- Absender
- Ort des Absenders
-
- Leipzig
- Empfänger
- Ort des Empfängers
-
- Leipzig
- Sprache
-
- Deutsch
- Inhalt
-
- Carl Reinecke gibt seine Einschätzung zu verschiedenen organisatorischen und künstlerischen Fragen ab
- Transkript
-
- Leipzig, 27. November 1890
Geehrter Herr Consul!
Da eine Extra-Probe für die Symph[onie] des Prinzen Reuss noch nicht zu ermöglichen war, da die Stimmen des Herrn Dr. Jadassohn und Prof. Dr. Rust ablehnend sind, unter allen Umständen aber eine Probe statutgemäß nöthig ist, selbst wenn die Commission sich für das Werk entschieden hat, so glaube ich, daß man dem Prinzen die Symphonie zurücksenden sollte mit dem Bemerken, daß ohne vorhergegangene Probe die Annahme einer Novität statusgemäß unthunlich sei, daß man sich aber genöthigt sehe ihm die Stimmen zurückzusenden, weil bei der übergroßen Beschäftigung des Orchesters die Anberaumung einer Extra-Probe seine großen Schwierigkeiten habe, während anders
(S. 140, Bl_090)
Sn. Durchlaucht seiner Stimmen bedürfe.
Was Herrn Rosenthal anlangt, so kann ich nur von Hörensagen berichten, daß seine Technik alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen soll; derselbe der mir dies berichtete (ein Musiker aus unserem Orchester) setzte dann hinzu, daß er nach dem Anhören des Rosenthal’schen Spieles den Eindruck gehabt habe, als wenn er im Circus gewesen wäre. Etwas Künstlerisches kommt also nicht dabei heraus, wie’s scheint, aber für die Masse scheint er der rechte Mann zu sein.
Selbstverständlich habe ichnichtsan sich nichts gegen einen Tausch der Ouverture zu Oberon gegen die große Leonoren-Ouverture von Beethoven, nur erlaube ich mir, Sie dessen zu erinnern, daß wir heute ebenfalls eine Ouverture von Beethoven bringen und daß in der Section ausgemacht wurde, daß man, Mendelssohn ausgenommen, die Geburts- und Todestage nicht beachten wolle. Ich glaube auch, daß es besser ist, denn wenn man nun einen bedeutenden Componisten übersieht oder außer Stande ist, ihn zu feiern, so ist gleich die Inconsequenz und das Halloh da. Auch werden Solche, die wie z. B. Robert Schumann im Sommer geboren und gestorben sind, nie berücksichtigt werden können, während z. B. viel kleinere Geister, wie noch unlängst Rob[ert] Volkmann gefeiert werden. – Ich gestatte mir noch, Ihnen den einliegenden
(S. 141, Bl_090v)
Brief zu gütiger Kenntnisnahme zu übersenden.
Da zum Elias außer den vier Haupt-Solokräften noch ein 2t. Sopr[an,] 2t. Alt, 2t. Tenor und 2t. Bass nöthig sind, so möchte ich die Section freundlichst bitten, sich über die Wahl derselben gütigst schlüssig zu machen. Für den Sopran denke ich mir Fr. Münch, für den Tenor Herrn Borchers recht geeignet, dagegen weiß ich für den Alt nicht sofort Jemand zu empfehlen und auch in Betreff des Basses bin ich in Zweifeln. Frl. David wäre für den Alt nicht übel, indeß sind Ihnen vielleicht Andere noch bekannt. Herr Wittekopf wäre sehr erwünscht, aber es ist die Frage, ob er sich dazu herbeiläßt und ob er nicht zu theuer. Vielleicht kann ich heute Abend eine Antwort von den Herren erhalten?
Hochachtungsvoll
Carl Reinecke
*Könnte ich gelegentlich das Ihnen im Sommer geliehene Heft über die Gewandhaus-Concerte wieder erhalten?
D.O.*
- Leipzig, 27. November 1890
- Umfang
-
- 2 Blätter, 3 Seiten
- Datum
-
- 27.11.1890
- Personenreferenz
- Aufführungsreferenz
- Werkreferenz
- Schlagworte
- Bearbeiter
-
- mayer
- Bearbeitungsstatus
-
- fertig
- Statische URL
- https://musiclpz.dl.uni-leipzig.de/receive/MusicLpzLetter_letter_00000255
- MyCoRe ID
- MusicLpzLetter_letter_00000255 (XML-Ansicht)
- Lizenz
- Anmerkungen zu diesem Datensatz senden