Carl Reinecke macht alternative Programmvorschläge und informiert über seine Abwesenheit
Transkript
Leipzig, 17. November 1890
Geehrter Herr Consul!
Gestern war Prof. Kretzschmar bei mir und bat mich, der Concert-Direction mitzutheilen,
daß er nicht mehr im Stande sei bis zum 4 Dec[ember] „das Meer” von Nicodé einzustudiren.
Demgemäß bat er \um/ die Sturmesmythe von Lachner. Da nun diese sehr viel kürzer ist,
als das Meer von Nicodé, so ist abermals eine Umgestaltung des Programmes nöthig und
erlaube ich mir nun folgende Vorschläge zu machen: Erster Theil Symphonie G moll von Mozart Männerchöre Concert von Sitt (Hr. Krasselt) (S. 133, Bl_085) Zweiter Theil Sturmesmythe von Lachner Violin-Solo (Hr. K.) Ouverture „Oberon” oder eine andere glänzende oder: Ouverture Concert von Sitt Männerchöre Violin-Solo Sturmesmythe – Symphonie 8 von Beethoven.
Mir gefällt der erstere Vorschlag besser, erstens weil die Dauer des ersten Theiles
dann nicht überwiegend groß ist, gegenüber dem ersten zweiten Theile, und zweitens weil wir am 18t. Dec[ember] abermals eine Symphonie
von Beethoven haben werden, während eine Mozartische noch nicht da war. Zum Beschlusse
aber taugt die G-moll-Symphonie von Mozart nicht; wünscht die Section das erste Programm
so würden wir wohl die C-dur-Symphonie von Mozart machen müssen. Ich gestatte mir
noch Ihnen mitzutheilen, daß ich von Dienstag bis Sonnabend dieser Woche abwesend
sein werde. Ich erlaube mir auch, Ihnen einige Eingänge mitzusenden.
