Carl Reinecke informiert über seine Einladung als Dirigent zu verschiedenen Konzerten
in der Schweiz und schlägt Programme für seine Abwesenheit vor. Außerdem berichtet
er über einen anonymen Programmwunsch und bittet, dass Dr. Stade diesen der Sängerin
Amalie Joachim überbringe.
Transkript
31. Oktober 1889
Geehrter Herr Consul!
Ich bin für die in den März kommenden Jahres fallende Bußtagswoche nach der Schweiz
zu Concerten und zur Direction meiner Oper eingeladen, die Einladungen haben sich
aber so gehäuft (Zürich mit 2 Concerten und Oper, Basel, Bern, Genf, Luzern mit je
einem Concerte) daß ich diese Engagements unmöglich (S. 83, Bl_049) in der mir zugemessenen freien Zeit absolviren könnte und da ist mir der Gedanke gekommen,
ob nicht das Feuerkreuz und das kleine Chorwerk von Röntgen am 27 Febr[uar] zur Aufführung
kommen könnten? Beide Werke würden von den Componisten dirigirt und für das Uebrige
könnte dann wohl leicht gesorgt werden, wir hätten schön Zeit zum Einstudiren der
Werke und die Solisten würden dann gewiß auch zu haben sein, während mir dann die
nöthige Zeit zu Theil würde falls die Concert-Direction hätte [!], mir den nöthigen
Urlaub vom 21st. Febr[uar] ab zu bewilligen. Vielleicht haben Sie die Güte die Angelegenheit
mit den übrigen Herren einmal zu überlegen. Ich habe eine anonyme Zuschrift erhalten,
worin ich gebeten werde, Frau Joachim zu (S. 84, Bl_049v) veranlassen, daß Sie [!] Schumann’s Lied „Sonntags am Rhein” singe. Wenn Sie glauben,
daß man die Bitte berücksichtigen soll, so hätten Sie vielleicht die Güte Herrn Dr.
Stade zu beauftragen, daß er sie in Ihrem Namen ersucht, statt der Soldatenbraut von
Schumann das obengenannte Lied zu singen.
