Carl Reinecke entschuldigt sich krankheitsbedingt für die nächste Konferenz und macht
einen Programmvorschlag
Transkript
25. November 1888
Geehrter Herr Consul!
Da ich an einem sehr heftigen Katarrh leide, hat mir mein Arzt untersagt, Morgen schon
in der Abendluft auszugehen und sehe ich mich daher leider genöthigt, Sie um Dispensation
von der morgigen Conferenz zu bitten, es sei denn, daß die Herren von der Section
mir das Opfer bringen würden, diese Conferenz in meiner Behausung abzuhalten. Um Sie
aber hiezu nicht besonders zu veranlassen, theile ich Ihnen mit, daß die „Nänie” von
Brahms 13 Minuten in Anspruch nimmt, die Fantasie von Beethoven 16-17 Minuten und
die Suite (S. 5, Bl_003v) von Bach nach meiner Schätzung (ich habe sie nicht im Hause) 20-25 Min. Rechnen wir
hiezu die unvermeidlichen Pausen zwischen den Stücken \mit/ auf 5 Min. so kommt immer eine Dauer des ersten Theiles von einer Stunde heraus, was
mir das richtige scheint. Erscheint es den Herren von der Section aber als zu kurz,
da die Symphonie von Volkmann nicht lang ist, so könnte man das Concert mit einer
ernsten Ouverture eröffnen, wie z. B. mit Medea von Bargiel oder einer ähnlichen.
Hochachtungsvoll ergebenst Carl Reinecke
Zur Fantasie von Beethoven bedarf es einiger Solostimmen, die ich aber wohl aus dem
Kreise des Chores wählen kann?
