D-LEsa 1.3.5.0130.6.1832 Nr. 667b
- Titel
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- 1885-07-17 Carl Reinecke an Paul Bernhard Limburger
- Signatur
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- D-LEsa 1.3.5.0130.6.1832 Nr. 667b
- Ort des Bestandes
- Bestand
- andere Nummerierung
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- Nr. 667b (S. 122, Bl_084)
- Absender
- Ort des Absenders
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- Rochlitz
- Empfänger
- Ort des Empfängers
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- Leipzig
- Sprache
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- Deutsch
- Inhalt
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- Carl Reinecke diskutiert Besetzung und Programmgestaltung seines Jubiläumskonzerts
- Transkript
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- 17. Juli 1885
Geehrter Herr Consul!
Mein gestriger Brief und die nachfolgende Karte werden in Ihren Händen sein und gleich heute ennuyire ich Sie mit einem dritten. Pardon deshalb! Aber, wie Sie’s begreiflich finden werden, geht mir die Angelegenheit des Concertes doch recht sehr im Kopfe herum und gerade nachdem ich den Brief in den Kasten gesteckt hatte, kam mir folgende Alternative als endgültiger Wunsch meinerseits: entweder Frau Krebs spielt mein Concert und mit mir eins meiner Duos für Flügel zum Schlusse deszweitenersten Theiles, oder ich selbst spiele mein Concert. Zu Blumer, dessen ganze Spielweise auf die moderne Bravour zugeschnitten ist, habe ich kein rechtes Vertrauen hinsichtlich
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meines Concertes. Die Schwierigkeit hinsichtlich des Placements der beiden Flügel wird wohl zu besiegen sein, da ein Theil des Chores im ersten Theil anderweitig untergebracht werden könnte, während in der Pause beide Flügel beseitigt werden müßten.*
*Meine Frau wünscht sehnlichst, daß ich nicht spiele, d.h. das Concert, gegen das Duo hat sie nichts einzuwenden.*
Nun aber muß ich Ihnen mittheilen, daß der Chor uns immerhin noch einige Schwierigkeiten machen wird. Die kleinere ist, daß – wie mir mitgetheilt worden ist – die Herren Pauliner sich dahin geäußert haben sollen, daß sie sich beleidigt fühlen würden, wenn ein anderer Männerchor sich beim ersten Concerte betheilige; da die Pauliner nun aber so früh nicht da sind und der Lehrer-Gesangverein bereits eingeladen ist, läßt sich nichts mehr daran ändern, und ich möchte Ihnen nur anheim geben, ob es nicht gerathen wäre, dem Herrn Prof. Dr. Langer einen Brief Seitens der Concert-Direction zu schreiben, worin die Pauliner ersucht werden sich nach wie vor bei den Chor-Aufführungen des Gewandhauses zu betheiligen und woran dann die Mittheilung geknüpft werden könnte, daß die Concert-Direction mir die Freude machen wollte im ersten Concerte ein Chorwerk von mir zur Aufführung zu bringen und daß sie sich deshalb genöthigt gesehen habe, um dies realisieren zu können, den Lehrer-Gesangverein einzuladen, weil die Pauliner ja erst Mitte October aus den Ferien zurückkehrten. Ich möchte, wie Sie wohl verstehen, gerne ganz aus der Sache heraus bleiben. Die andere größere Schwierigkeit ist, daß viele Damen vom Chor-Verein auch erst gegen |\Ende/| September eintreffen werden. Da nun sämmtliche Herren, die Thomaner, die Damen vom Conservatorium und gar manche Damen vom Chor-Verein immerhin vom September ab werden studiren und probiren
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können und da die Nachzüglerinnen gewiß gerne später alle nöthigen Extra-Proben machen werden, so scheint mir auch diese Schwierigkeit nicht unüberwindlich aber dennoch möchte ich auch in dieser Angelegenheit die Concert-Direction um Ihre Intervention resp[ective] Hilfe bitten und zwar dadurch, daß dieselbe im Tageblatte möglichst bald folgende Annonce erließe:
|2 Mal|
Chor-Verein des Gewandhauses.
Die geehrten Damen des Chor-Vereins des Gewandhauses werden höflichst ersucht, ihre Mitgliedskarten behufs Erneuerung derselben, baldmöglichst an die Concert-Direction(Adr[esse] – – –)einzusenden, diejenigen Damen, welche auszuscheiden genöthigt sind, wollen dies gütigst bei der Einsendung bemerken. Da bereits am 8t. Oct[ober] ein Chorwerk zur Aufführung kommen wird, so müssen die Chorproben bereits am8t. Oct|8. September| ihren Anfang nehmen und werden die geehrten Damen ebenfalls gebeten zu bemerken, ob von genanntem Tage an auf ihre Gegenwart zu rechnen sein wird.
Die Concert-Direction
Wir gewinnen dann doch einen Ueberblick und sehen wir
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die Unmöglichkeit ein, so müssen wir rechtzeitig vom Belsazar absehen. Könnten wir die Saison überhaupt um acht Tage später beginnen, so wären wir auch um diese Schwierigkeit herum, aber das ist wohl unmöglich?
In dem Briefe an Herrn Dr. Langer könnte man noch bitten, daß die wenigen möglicherweise anwesenden Pauliner herzlich gebeten würden, sich bei dem Concerte zu betheiligen, damit ich doch die Freude hätte, meine treuen Pauliner mindestens doch einige Wenige repräsentirt zu sehen!
Und nun genug! Ich habe sie weidlich gelangweilt!
Stets
Ihr ganz ergebener
Carl Reinecke
[inliegende Postkarte:]
Nr. 667a (S. 124, Bl_086)
Nachschrift zum Briefe:
Bitte, halten Sie einstweilen einen etwaigen Brief an Frl. Krebs zurück. Ich schreibe Morgen noch einmal an Sie.
Ihr ergebener
Carl Reinecke
(S. 125, Bl_087)
[Postkarte Vorderseite]
Herrn Consul Limburger
Ritter p.p.
Leipzig
(S. 126, Bl_087v)
|21. Juli 1885
Herrn Kapellmeister Dr. Reinecke
Abschrift
Der Herr Kapellmeister möge eine Sektionssitzung, vornehmlich betr[effs] des Jubiläums-Konzertes, diese eventuell nächste Woche veranlassen, um die vielen brieflich ausgesprochenen Fragen und Bedenken zu erörtern resp[ective] zu erledigen.
Bezügl[ich] Frau Prf. Joachim mit seinem Vorschlag einverstanden. Wenn er die Honorar-Angelegenheiten mit ders[elben] dann auf die angedeut[etete] Weise ordne, sei man ihm zu Dank verpflichtet. Adresse der Frau Joachim.
[...]|
- 17. Juli 1885
- Umfang
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- 7 Seiten, 6 Blätter
- Bemerkung
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- Durchstreichungen und Korrekturen im Annoncen-Entwurf sowie Nachtrag von anderer Hand, vermutlich Limburger
- Datum
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- 17.07.1885
- Personenreferenz
- Aufführungsreferenz
- Werkreferenz
- Schlagworte
- Bearbeiter
-
- mayer
- Bearbeitungsstatus
-
- fertig
- Statische URL
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