Carl Reinecke argumentiert gegen die Programmvorschläge der Konzertdirektion und nennt
Alternativen
Transkript
15. Februar 1884
Geehrter Herr!
Die Herren von der Section dürfen es nicht übel nehmen, aber: ich finde das Programm
so sehr anfechtbar. Die Arie schließt einen Theil schlecht ab, ein Concert fängt ihn
schlecht an und eine Haydn’sche Symph[onie] sollte nicht am Schlusse eines ganzen
Concertes stehen. Es ist die alte Geschichte, daß zwei Symph[onien] schlecht zu placiren sind, wenn man die übrigen Concertnummern nicht
ebenfalls vollständig zu bestimmen hat. Also fort damit! Um so mehr als Friedländer
wiederholt bittet, ihn statt der Arie zwei Löwe’sche Balladen singen zu lassen, was
man ihm also doch nicht wohl verweigern kann. Also: Ouverture (Euryanthe, Ruy-Blas, Rietz A Dur,
Balladen Concert Lieder Solostücke – (S. 99, Bl_067v) Zweiter Theil Suite No. I von Lachner, die ich überdies für diesen Winter geplant hatte. Wenn dieselbe
aber nicht beliebt wird, erinnere ich an Mendelssohn’s A-moll Symph[onie]- Es thut mir so wie so leid, daß ich Gestern wieder auf die A dur Symph[onie] von mir
zurückgekommen war, nachdem \ich/ Ihnen einmal gesagt hatte, daß ich lieber darauf
verzichte, weil ich die Schwierigkeiten, die 2 Symphonien machen, voraussah. Ich glaubte
aber einen Augenblick Sie könnten den Verzicht auf die Symph. als eine Äußerung von
Unmuth deuten, darüber, daß meine Manfred-Ouverture gestrichen war, ansehen, und diesem
Schein wollte ich mich nicht aussetzen. Nachdem ich also erklärt, daß ich in keiner
Weise darüber unmuthig geworden, kann ja also getrost die Symph[onie] fallen. Demgemäß
hoffe ich, daß Sie meine Vorschläge acceptiren.
