Carl Reinecke informiert über den Versuch des Wiesbadener Hoftheaters, den Gewandhaushornisten
Friedrich Gumbert abzuwerben und bittet die Direktion, auf dessen Bedingungen für
die Fortführung seiner Anstellung einzugehen
Transkript
19. Dezember 1878
Hochgeehrte Concert-Direction.
Unserem Orchester steht ein schwerer Verlust bevor, da unserem ersten Hornisten Herrn
Gumbert ein Antrag vom Wiesbadener Hoftheater gemacht worden ist, im Falle dessen
er sich um 600 Mark jährlichen Gehaltes verbessert. Nun würde Herr Gumbert sich dennoch
hier halten lassen, wenn seine Einnahme auch hier auf 2700 M. erhöht würde; die Hälfte
davon \der Zulage/, d. h. 300 Mark wird von Neujahr ab die Gehaltserhöhung im Theater bringen,
dagegen würden die noch fehlenden 300 Mark in anderer Weise aufgebracht werden (S. 20, Bl_014) müssen und wagt der ergebenst Unterzeichnete die Bitte an die hochgeehrte Concert-Direction
zu richten, daß dieselbe diese 300 Mark als jährliche persönliche Gratification dem Herrn Gumbert gewähren möge, da – seiner Ueberzeugung nach – eine
so vorzügliche Kraft wie die des Herrn Gumbert unendlich schwer zu ersetzen sein dürfte.
Schließlich erlaube ich mir noch die Bemerkung, daß Herr Gumbert sich insofern schon
in Wiesbaden gebunden hat, als er nicht wohl zurücktreten kann, falls eine Forderung,
welche er in Hinsicht der Pensionirung gemacht hat, zugestanden wird. Dies Zugeständnis
ist noch nicht erfolgt, kann aber jeden Augenblick eintreffen und da Herr Gumbert
nun diesem Zugeständnisse zuvorkommen möchte, so wäre allerdings Eile in dieser Angelegenheit
sehr wichtig.
In ausgezeichneter Hochachtung ergebenst Carl Reinecke
