Da sowohl Herr Professor Richter als auch Herr C[oncert]M[eister] Schradieck um Aufschub
des projectirten italienischen Concertes gebeten haben, so müssen wir wohl ein ganz
anderes Programm für den nächsten Donnerstag entwerfen. Herr Schröder wäre zu spielen
bereit und ferner schlage ich vor, daß wir versuchen Frau Schuch-Proska zu gewinnen.
Am besten wäre es wohl zu telegraphiren. Da wir in diesem Winter noch gar keine Symphonie
von Mozart gebracht haben, so empföhle sich wohl die (S. 143, Bl_103) Aufführung der Symphonie in Es Dur oder in D Dur ohne Menuett, welche Beide wir am
längsten nicht gehabt haben; ansonsten vielleicht Ouverture, Scherzo & Finale von
R. Schumann. Wenn Schröder nur einmal spielen soll, so könnten wir entweder noch einen
anderen (hiesigen) Solisten spielen lassen oder noch eine brillante Ouverture bringen.
Jedenfalls würde sich ein Programm mit bekannteren Sachen anempfehlen, da ich am 14t.
mein Abenteuer Händel’s im Theater dirigiren soll und demgemäß mehre [!] Orchesterproben
zu halten habe. Haben wir Morgen Conferenz? In dem Falle wäre es mir sehr angenehm,
wenn sie nicht vor 5 Uhr angesetzt würde, weil ich von 3 Uhr ab Probe zur Sonntags-Matinée
habe, welche leicht bis gegen 5 Uhr dauern kann. Von Frau Schuch-Proska könnten wir
dann vielleicht eine Antwort haben.
Stets Ihr hochachtungsvoll ergebener Carl Reinecke
