Carl Reinecke bittet um eine zusätzliche Konferenz und informiert über die schlechte
Besetzungssituation
Transkript
Leipzig, 27. Januar 1875
Verehrter Herr Legationsrath!
Da ich glaube, daß das einstweilen für kommenden Donnerstag (d. h. für den 4 Febr[uar])
festgesetzte Programm wesentliche Veränderung erleiden muß, so würde ich Ihnen sehr
dankbar sein, wenn Sie etwa für Morgen Nachmittag noch eine Conferenz anberaumen möchten.
Zunächst nämlich wird schwerlich eine Extra-Probe für die Serenade von Jadassohn zu
ermöglichen sein, da am Dienstag Pauliner Concert, mithin wahrscheinlich am Montag
Probe ist, während (S. 132, Bl_098) anderseits die Herren Schradieck, Haubold <x> Thümer und Schröder am Dienstag abwesend
sind; auf Röntgen aber ist nicht zu rechnen, da seine Hand furchtbar schlimm. Mit
den weiblichen Chören sieht es desgleichen sehr schlimm aus, da ich am Dienstag, als
am Pauliner Concert keine Extra-Probe halten kann und am Sonntag Morgen der Saal durch Rendano besetzt ist. Kurz Abgesehen davon fehlen mir augenblicklich gerade drei der allerbesten Kräfte am Damen-Chor.
Kurz, es sind der erschwerenden Umstände so viel, daß ich glaube ein handfestes Programm
mit einer Gesang-Solistin* außer Hausmann und zwei bekannteren Orchesternummern würde
diesmal das Gescheidteste sein. Bis 7 Uhr bin ich im Conservatorium; oder kann ich
Sie vielleicht heute Abend in Ihrer Loge aufsuchen?
Stets Ihr sehr ergebener Carl Reinecke
*vielleicht Frl. Conradt aus Berlin-* (S. 133, Bl_098v) |Kindermann u. [...]? Conradt?|
