Carl Reinecke informiert über seine Abwesenheit und macht Programm- und Besetzungsvorschläge
Transkript
12. November 1874
Verehrter Herr Legationsrath!
Zunächst erlaube ich mir die inliegenden inzwischen eingelaufenen Briefe in Ihre Hände
zu legen. Dann halte ich es für meine Pflicht, Ihnen mitzutheilen, daß ich – in Folge
einer Veränderung der Concerttage in Copenhagen nicht vor Dienstag Abend (den 24st.
Nov[ember]) zurück sein kann und daß ich daher die geehrte (S. 118, Bl_085) Concert-Direction ersuchen muß, mir bis dahin gütigst Urlaub zu gewähren und auch
das Concert am 26st. endgültig festzustellen. Der Instrumental-Solist war bis dahin
noch nicht sicher und eine „neue” Ouverture, wie sie in Aussicht genommen, kann wohl
nicht gut gegeben werden, da ich keine Extraprobe halten kann. Es steht also nur die
Sinf[onia] eroica und Frau Regan fest. Ich schlage nun als Ouverture folgende zur
Auswahl vor: „Manfred” von Schumann, „Michel Angelo” von Gade, Vorspiel zu „Tristan
& Isolde” von Wagner oder endlich die Ouverture zur „Hochzeit des Gamacho[!]” von
Mendelssohn, welche überhaupt noch nie im Concerte aufgeführt ward (da sie jetzt zum
ersten Male gedruckt wird) und welche wohl mit einer Probe (S. 119, Bl_085v) einzustudiren ist. Frau Regan singt eine Arie von Mozart aus l’oca dal Cairo und Lieder. Meine Adresse in Copenhagen ist übrigens Hôtel Phönix.
Mit besten Grüßen Ihr stets ergebener Carl Reinecke
