D-LEsa 1.3.5.0130.6.1831 Nr. 520
- Titel
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- 1860-05-06 Carl Reinecke an die Gewandhaus-Konzertdirektion
- Signatur
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- D-LEsa 1.3.5.0130.6.1831 Nr. 520
- Ort des Bestandes
- Bestand
- andere Nummerierung
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- Nr. 520 (S. 1, Bl_001)
- Absender
- Ort des Absenders
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- Breslau
- Empfänger
- Ort des Empfängers
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- Leipzig
- Sprache
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- Deutsch
- Inhalt
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- Reinecke antwortet auf die Anfrage, neuer Gewandhauskapellmeister zu werden und nennt seine Bedingungen
- Transkript
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- Breslau, 6. Mai 1860
Indem ich der verehrl. Concert-Direction für die an mich ergangene ehrenvolle Anfrage meinen aufrichtigsten Dank ausspreche, beehre ich mich zu erwiedern [!], daß die hiesigen Verhältnisse mir allerdings gestatten meine jetzige Stellung bis zum Herbste aufzugeben, und daß ich es mir zur Ehre anrechnen würde Ihrem Rufe zu folgen, daß ich aber, ehe ich denselben unbedingt annehmen kann, mich gezwungen sehe, einige Fragen zu stellen, deren gütige Beantwortung ich vorerst abwarten muß. Zunächst und vor Allem erlaube ich mir die Frage, ob das Engagement Seitens der Concert-Direction nur auf ein Jahr und so fort immer auf eine bestimmte Anzahl von Jahren abgeschlossen werden wird? In diesem Falle würde ich, angesichts der Verpflichtungen die ich den Meinigen gegenüber habe, nicht eine lebenslänglich gesicherte, mit Pension verknüpfte Stellung, aufgeben dürfen und können, um dagegen eine ganz unsichere Stellung anzunehmen. Da ich wohl begreife, daß die Concert-Direction in Leipzig nicht im Stande sein kann, irgend Jemanden lebenslänglich zu engagiren (da das Institut der Gewandhaus-Concerte nur eine durch sich selbst gesicherte Stellung hat) so würde ich auch nie auf den Wortlaut meines lebenslänglichen Engagements Anspruch machen, dagegen die Stellung nur unter der Zusicherung annehmen können, daß, so lange die Concerte bestehen, die Direction derselben auch mir übertragen bliebe. Ferner erlaube ich mir die Anfrage, ob mir mit gleicher Sicherheit auch die Stellungen als Dirigent der Sing-Akademie und der Liedertafel und als Lehrer am Konservatorium übertragen würden, die, so viel ich weiß, bisher auch in Kapellmeister Rietz’ Händen waren? So gerne ich auch bereit bin selbst einige pekuniäre Opfer zu bringen um die ehrenvolle Stellung als Leiter Ihres Concert-Institutes einnehmen zu können (zumal ich es wünschen muß, einen Ort zu verlassen, an den sich durch den Tod meiner Frau so viele traurige Erinnerungen knüpfen), so dürfte ich dies doch nicht zu weit treiben und gestatte ich mir Ihnen durch Darlegung meiner hiesigen Einnahmen einen klaren Einblick in meine gegenwärtige Stellung zu geben. Das feste Gehalt Seitens der Universität und der
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Sing-Akademie beträgt, einschließlich meines garantirten Benefiz-Concertes 1350 [Rth] und die außerordentlichen, zwar nicht gesicherten, aber dennoch ziemlich sicheren Einnahmen mittelst Elementarklasse der Sing-Akademie, eines Zweig-Vereines der Akademie, und mittelst der von mir in’s Leben gerufenen Symphonie-Concerte belaufen sich auf circa 1000 [Rth]; wenigstens ist aller Wahrscheinlichkeitsrechnung zufolge <x> vorauszusetzen, daß diese Einnahmen, welche in diesem Winter noch bedeutender ausgefallen sind, sich hinfort ziemlich auf gleicher Höhe erhalten werden. Hievon gehen nun zwar während der nächsten 4 ½ Jahre alljährlich 400 [Rth] ab, welche den Erben des verstorbenen Mosewius zufallen. Nichtsdestoweniger sind sie für die nähere Zukunft ebensowohl in Anschlag zu bringen, wie für die fernere <x> der Umstand, daß meinen Kindern, falls ich sterbe Seitens der Universität je 50 [Rth] jährlicher Erziehungsgelder zugewiesen werden. – Da nun das hiesige Leben wenig kostspielig, und meine Besteuerung als Staatsbeamter eine sehr geringe ist, so stellt sich meine hiesige Stellung als eine äußerlich recht günstige heraus, welche ich, wenn mir bloß von der Concert-Direction – und ohne Garantie für die Zukunft – nur die Summe von 1000 [Rth] angetragen wird, mit der Leipziger Stellung nicht vertauschen kann und darf. Ich würde mir daher gefällige Auskunft darüber erbitten, ob nicht die Concert-Direction geneigt wäre, das Gehalt ihrerseits wieder so zu stellen wie es zur Zeit von Rietz’ Wirksamkeit war, ob dieselbe Sorge dafür tragen könnte und würde, daß mir auch die oben bezeichneten Stellungen, ebenfalls mit dem bisherigen Gehalte übertragen würden, und ob mir dieselbe irgend welche Garantien für die Zukunft gewähren könnte, sowohl was mein Verbleiben in der Stellung als auch meine künftige Pension anlangt.
Indem ich Ihrer gütigen Antwort hierauf entgegen sehe zeichne
hochachtungsvoll ergebenst
Carl Reinecke
- Breslau, 6. Mai 1860
- Umfang
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- 1 Blatt, 2 Seiten
- Datum
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- 06.05.1860
- Personenreferenz
- Schlagworte
- Bearbeiter
-
- mayer
- Bearbeitungsstatus
-
- fertig
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