Carl Reinecke als Schlüsselfigur des Leipziger Musikbetriebs im späten 19. Jahrhundert:
Studien zu seiner institutionellen Vernetzung und pädagogischen Wirkung
Das Forschungsprojekt widmet sich einem zentralen Akteur des Leipziger und überregionalen Musiklebens: Carl Reinecke (1824–1910) wirkte ab 1860 fünfzig Jahre lang in Leipzig als Gewandhauskapellmeister, Professor am Konservatorium, Komponist, Pianist sowie als Gutachter und Bearbeiter für den Musikverlag Breitkopf & Härtel. Trotz seiner Schlüsselposition war er wegen seiner konservativen Haltung umstritten; zudem bemühte er sich in seinen Memoiren, seinen Einfluss zu relativieren.
In dem Projekt soll durch eine vergleichende Untersuchung von Reineckes verschiedenen Aktionsfeldern herausgearbeitet werden, welche Handlungsspielräume er tatsächlich im komplexen Gefüge der Leipziger Musikinstitutionen hatte. Darüber hinaus werden neue Einsichten in die personelle und institutionelle Vernetzung und Funktionsweise des Leipziger Musikbetriebs sowie in die Verbreitung stilprägender satztechnischer und ästhetischer Konzepte Reineckes erwartet.
Das Projekt wird seit 2023 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und gemeinsam durchgeführt von den beiden Instituten für Musikwissenschaft der Universität Leipzig (Prof. Dr. Stefan Keym) und der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy (Prof. Dr. Christoph Hust). Für das Teilprojekt an der Universität, das sich Reineckes Aktivitäten am Gewandhaus und bei Breitkopf & Härtel widmet, sind Niklas Schächner, MA, und Bea Mayer, BA, zuständig; für dasjenige an der HMT, das Reineckes Unterrichtstätigkeit und Musiktheorie unter die Lupe nimmt, Johanna Schuler, MA, und Florian Giering, BA.
Datenbank
Die gemeinsame Grundlage des Projekts bildet eine MyCore-Datenbank, die vom Rechenzentrum der Universität Leipzig programmiert und gehostet wird. Aktuell ist eine Beta-Version der Datenbank freigeschaltet, die noch Fehler aufweisen kann. Wenn Sie einen Fehler entdecken, freuen wir uns auf eine Nachricht an: carl.reinecke@uni-leipzig.de .
In der Datenbank finden Sie Transkriptionen der Korrespondenz Carl Reineckes:
- Reineckes Briefe an die Gewandhaus-Direktion (die Originale liegen im Stadtarchiv Leipzig: D-LEsa, 0130 Gewandhaus zu Leipzig, Nr. 1831–1834
- Briefwechsel Reineckes mit dem Musikverlag Breitkopf & Härtel (die Originale liegen im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig: D-LEsta, 21081 Breitkopf & Härtel, Nr. 0131–0808, 2799–2802, 7404).
Die transkribierten Texte sind mit Links zu den darin erwähnten Personen und Werken versehen und werden vernetzt mit folgenden Datenbanken:
- Aufführungsdatenbank musiconn.performance an der SLUB Dresden
- Musikaliendatenbank HofmeisterXIX an der Royal Holloway University of London
- Studierendendatenbank CARLA der HMT Leipzig.
Außerdem enthält die Datenbank eine Liste von Reineckes musiktheoretischen Schriften.
Symposium 2024
Am 3. Juni 2024 fand am Gewandhaus zu Leipzig anlässlich von Carl Reineckes 200. Geburtstag ein Symposium zum Thema des Forschungsprojekts statt